Mein kleiner Freund vom Arbeitsparkplatz...

Unter'n Zaun hindurch zwängt er sich,
mehr oder wen'ger leer der Magen,
oder wartet schon beim Auto oft auf mich,
kommt zu auf mich um zu sagen:
"Schön dass du da bist, mein Hunger ist so groß,
wo bleibst du nur so lange bloß!?"

In kalten Zeiten fast jeden Tag,
im Sommer seltener, nur wenn er mag,
mich zu sehn um zu sagen "guten Abend",
nie einen großen oder kleinen Bissen entsagend,
Jahrein, Jahraus, mehr als ein lang' Jahrzehnt,
Immer mehr hab' ich ihn herbeiersehnt...

Jedes Weihnachtsfest gab's schöne Leckerbissen,
je kälter's war, desto mehr,
er schien sehr wohl genau zu wissen,
wenn es kalt und leer war auf dem Gelände,
gab es gut zu futtern durch meine Hände.
Das gefiel ihm sichtlich sehr.

Schüchtern allemal unterlag er oft Rivalen,
so war's nicht schwer sich auszumalen,
lang' hätt' er's nicht gut überstanden ganz allein,
So musst' ich unbedingt Freund ihm sein.

Viele Zecken und sonst'ges Ungemach ihn oft geplagt,
ließ doch nie Schwäche, Krankheit sehen,
gab mir aber wohl zu verstehen:
"ich brauch' dich, bestimmt hätt' ich sonst verzagt!"
Wie ein Blindenhund führt' er mich so manchesmal zum Wagen,
ich fühlt' mich fast wie hingetragen.

Er fand es schön wenn ich beim Futtern in der Nähe blieb,
wenn ich zu früh von dannen fuhr mit dem Gefährt,
es ihn oft sogleich hinweg vom Futter trieb...
So blieb ich bis er fertig, wie es sich bei Freunden wohl gehört.

Es kam Hitze, Kälte, Schnee und Regen,
uns konnte nichts vom Platze fegen.
Die Krise der Finanzen ließ's Gelände pro Natur,
natürlich, Zufall nur ganz allein...
so war'n wir beide trotzdem Frohnatur.
Und niemand ahnt wie alles so zusammenhängt, groß und klein.

Doch nie kann man alles sehen, wissen, planen,
so kam es nun - Ihr werdet's sicher ahnen -
wie es immer kommt, er kam nicht mehr...
drei Tage nicht, eine Woche nicht...
zwei Wochen und noch länger, mir wurd's so schwer,
das Licht war aus, ich spürt's Gewicht,
so ist es denn vorbei mit der schönen Zeit,
er wird wohl wohnen nun im Himmel weit...
Meine Trauer ist so riesengroß,
doch sie mein allein Gefühl ganz sicher bloß.
Mein kleiner Freund, unwichtig, überseh'n von der großen Welt,
aber wichtig für mich, auch du hast mich nun geprägt
für die neue Zeit, die nun kommt, ich hoffe, mir's irgendwann gefällt...